L.S.D. (Long Sweet Diary)

L.S.D. (LONG SWEET DIARY)

THOMAS FEUERSTEIN

Die Galerie Nicola von Senger freut sich außerordentlich, die dritte Einzelausstellung von Thomas Feuerstein in Zürich präsentieren zu können.

Die Ausstellung L.S.D. (LONG SWEET DIARY) versammelt ein Ensemble an Zeichnungen und Skulpturen. Sie bildet ein Ambiente, das an Wiener Zimmer, Speisekammer und Bibliothek erinnert. Die Arbeiten basieren auf symbolischen Übersetzungen und biochemischen Transformationen, in denen Glucose als elementarer Energieträger allen Lebens im Mittelpunkt steht. Die Glucose wird aus dem Papier unterschiedlicher Literatursorten von Belletristik über Kochbücher bis Philosophie gewonnen. Am Anfang des Prozesses wird das Papier aufgeweicht, zerfasert und in einem Biofermenter von Bakterien zersetzt. Aus der Cellulose des Papiers resultiert Glucose, die zu Zuckerglas geschmolzen, das Material für Skulpturen und Bilder bereitstellt. So verwandeln sich Mary Shelleys Frankensteinoder Paul Bocuse’ Kochrezepte in Zuckerskulpturen. Transparente Pinselstriche aus Zuckerlösung werden zu klebrigen Fallen für Drosophila-Fliegen, die sich zu Bildpunkten formieren und den Grundriss der Library of Congress in Washington pixelieren. Vermengt mit Kaliumnitrat wird der aus Science-Fiction-Büchern von H. G. Wells gewonnene Zucker zu Raketentreibstoff für die Skulptur IDEE.

Zucker dient Thomas Feuerstein als Material ästhetischer Prozesse, aber auch als kultureller Kristallisationskern und narrativer Stoff, der unterschiedliche Bezugssysteme von Biologie und Ökonomie über Kolonisierung, Kapitalismus und Schlaraffenland bis hin zu Mythologie und Wissenschaft verbindet. Zucker fungiert zugleich als Energieträger und Bedeutungsspeicher, der entsprechend Feuersteins künstlerischer Methode der „Konzeptuellen Narration“ kulturhistorische und naturwissenschaftliche Fakten mit künstlerischen Fiktionen verstrickt. Über die Einbeziehung chemischer und biologischer Verfahren entfaltet Materie ihre für bildende Kunst spezifische Qualität und realisiert neben den symbolischen und metaphorischen Erzählweisen auch eine molekulare: Sie wird zum LONG SWEET DIARY des künstlerischen Prozesses.

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