Arcangelo Sassolino

Arcangelo Sassolino

1967, lebt und arbeitet in Vicenza und New York

Die Galerie Nicola von Senger freut sich, Arcangelo Sassolinos erste Ausstellung in der Schweiz präsentieren zu dürfen. Der aufstrebende italienische Künstler hat, wie auch z.B. Max Bill oder Carsten Höller, auf dem Weg zur Kunst einen Umweg eingeschlagen. Dieser führte ihn über ein Studium in Maschinenbau zu einer Stelle als Spielzeugdesigner bei Nextoy-Asahi (Casio) in New York, wo er schliesslich die School of Visual Art (SVA) besuchte. Diese verschiedenen Einflüsse kulminieren in einem Ansatz zur Bildhauerei, der sich einerseits an den grossen Künstlern der Minimal Art wie Richard Serra, Walter de Maria oder Donald Judd orientiert und andererseits von seinen Erfahrungen im Ingenieurswesen und Design Gebrauch macht.

Sassolinos Arbeit konzentriert sich auf industrielle Materialien und Prozesse. Sie äussert sich in Objekten und Installationen, die sowohl mechanisches und materielles Verhalten als auch die Eigenschaften physikalischer Kräfte erkunden. Jedes Werk benötigt sorgfältige Vorausplanung und intensive Nachforschungen. Die daraus resultierenden Konstruktionen beeindrucken zum einen mit ihrer rein physischen Präsenz (materielle Dichte, mechanische Präzision) und zum anderen durch die Kräfte (Schwerkraft, Druck, Reibung), die auf sie einwirken oder von ihnen ausgehen. Die massive Realität der Objekte, welche nichts als sich selbst darstellen, ist Kräften ausgesetzt, welche ihre physische Beständigkeit in Raum und Zeit in Frage stellen.

Diese Kräfte sind somit integrale Bestandteile der Werke und übersteigen deren reine Körperlichkeit. Ein Druckbehälter, der mit Stickstoff gefüllt ist, welcher unter einem Druck von über 200 bar steht, ist gleichermassen über eine Tonne harten Schmiedestahls und eine versteckte, potentiell gefährliche Gewalt. Ein solider Stahlwürfel, der mit einem Stahlseil in der Wand verankert ist und mittels eines dünnen Metallstifts davor zu schweben scheint, ist ein Akt der Balance der zu einer Aussage über die Natur des Objekts an sich wird. Diese Werke beinhalten eine Prüfung ihrer Beschaffenheit, ihrer Masse und Festigkeit. Sie sind nicht funktionell, aber sie funktionieren; sie sind konstruiert in einem Akt technischer Ausführung, der weder zweckmässig noch sinnbildlich, sondern eine symbolische Praxis des Realen ist.

Sassolinos Objekte zeigen gleichzeitig die Schönheit technologischer Errungenschaften und deren Potential zur Zerstörung und des Versagens. Für Untitled (2006-2007) modifizierte Sassolino eine hydraulisch angetriebene Baggerklaue, deren Greifarme sich wie Spinnenbeine bewegen. Die geschärften Spitzen der Greifarme bewegen die Klaue über den Boden, graben sich ein und kratzen lange Furchen in den Beton. Diese zerstörerische materielle Konfrontation beinhaltet sowohl die heitere Faszination mit der Kraft der Maschine, als auch die Furcht vor der negativen Utopie des Maschinenzeitalters. Sassolino testet nicht nur die Grenzen der Physik, sondern löst beim Betrachter ein Gefühl des Unbehagens aus, das im Umfeld des Werkes resoniert und es mit dem Gewicht unserer Vorstellungskraft erfüllt.

Gregor Staiger, Mai 2007


Arcangelo Sassolino

1967, lives and works in Vicenza and New York

Galerie Nicola von Senger is pleased to present Arcangelo Sassolino’s first exhibition in Switzerland. This emerging Italian artist, like Max Bill or Carsten Höller, took a detour on his way to working in art. After studies in mechanical engineering, Sassolino took on a job in toy design at Nextoy-Asahi (Casio) in New York, where he soon began attending the School of Visual Art (SVA). These divergent paths culminate in an approach to sculpture that takes cues from the work of the great Minimalist artists such as Richard Serra, Walter de Maria, or Donald Judd, and which draws greatly from his experience in engineering and design.

Sassolino’s work focuses on industrial processes and materials. His objects and installations explore mechanical behaviors, materials, and physical properties of force. Each work takes careful planning and research and results in constructions that are stunning both in terms of their sheer physicality (material density, mechanical precision) and the forces (gravity, pressure, friction) which are applied by or to the object. The solid reality of the object, which represents nothing but itself, is subject to forces that question its physical solidity in time and space.

These forces are integral to the work and surpass its state of pure “objecthood.” A pressure tank containing nitrogen at over 200 bar is at once over half a ton of forged steel and a hidden danger of potential violence. Suspended from a wall on a single steel wire and a thin metal rod, a solid steel block becomes an act of balance, a statement regarding the nature of the object itself. These works carry an analysis of their own states (mass, solidity). They are not functional but functioning, constructed in an act of engineering that is neither expedient nor allegorical, but a symbolic practice of the real.

Sassolino’s objects simultaneously show human, technological accomplishment in all its beauty and lay bare its potential for destruction or failure. In Untitled (2006-2007), Sassolino modified a hydraulically powered claw to move its blades, like spider’s legs, in a random sequence. The steel blades act as levers which move the claw across the floor, its sharpened tips digging in and leaving long marks in the concrete. The violence of this material interaction, the unpredictable destruction of the smooth surface, contains both the exhilaration of the sheer force of the machine and the fear in dystopian visions of the mechanized age. Sassolino not only tests the limits of physics, but triggers a sense of alarm in the viewer that resonates in the empty space around each piece, which becomes saturated with the weight of our imagination.

Gregor Staiger, May 2007

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